5. April 2022

5. April 2022

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Was haben wir gelacht, immer mal zwischendurch, zwischen zwei Wellen. Immer dann, wenn wir keine Lust mehr hatten, uns zu wundern über den Umgang mancher Leute mit dem Virus. Wenn wir keine Kraft mehr hatten, uns aufzuregen über den Umgang der Politik mit dem Virus. Wenn wir verdrängten, dass auch manche unserer Liebsten äußerst fragwürdige Techniken der maximalmöglichst kreaktiven Auslegung der Regeln zusammen-egoisiert hatten.

Wenn wir für all dies neue Energien tanken mussten, dann machten wir Späße. Zum Beispiel über neue Gewaltakte, die der Sprache zugefügt wurden. Ich sage nur ein Wort: “Atmende Öffnungsmatrix“. Oder wir spielten Bingo, natürlich draußen, mit Anstand und Abstand, mit den abgegriffensten Begriffen. Zum Beispiel dem “Brennglas“.

Zu schreiben, es gäbe nichts zu lachen, wäre platt. Natürlich lachen wir, auch in diesen Tagen. Was ja nicht bedeutet, dass uns der Krieg nicht erschüttert. Oder das unwillige Gezerre um Corona nicht nervt. Oder das Wetter. Oder die Erkältung. Ja, auch so profane Dinge nerven und beschäftigen uns, und zwar genau aus demselben Grund, aus dem wir lachen: weil wir ja leben.

Brennglas finde ich aber gar nicht mehr witzig. Russland. Putin. Corona. Lauterbach. Freiwillige Isolation. Impfpflicht.

Die Frage, die sich unweigerlich stellt, ja aufdrängt: War alles immer schon mit der heißen Nadel gestrickt? So inkonsequent? So wenig durchdacht? So wenig zielgerichtet? Denn: Wenn sich in der Krise der Charakter zeigt – zeigt sich dann in der Krise nicht auch der Charakter eines Systems? So wie menschliche Schwächen offenbart werden in schwierigen Zeiten – genau so wie Stärken, keine Frage – legen eben solche Zeiten dann nicht auch die Schwächen auch jahrzehntelang tradierter Politik offen?

Und ist genau das nicht die eigentliche Schwäche: dass alles nur oberflächlich zusammengetuckert ist (eine Freundin, gelernte Schau- und Werbegestalterin, sagt oft: “Es muss nur vorne gut aussehen, Rest ist egal; das ist mit vielen Dingen im Leben so.“) und nur darauf angelegt, in guten Zeiten zu funktionieren? Nur dann, wenn das sehr ernste Leben höchstens mal flüchtig vorbeischaut? Wenn selbst Utensilien und Pläne für den Ernstfall lediglich darauf geprüft werden, ob sie dem schnellen, der Beschäftigung mit sehr Unangenehmem nicht zugeneigten Blick standhalten?

Was haben wir gelacht.