18. März 2022

18. März 2022

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Man sieht diese Zahlen. Und man denkt: „Ja, logisch.“

Für die CDU läufts nicht, weil Tobias Hans ja zum Beispiel Videos vor Tankstellen dreht, in denen er die sehr hohen Spritpreise beklagt, dabei durch Kamerawahl, Kameraführung und Sprache („irre“) sehr nah bei de Leut wirkt, aber den irre peinlichen Fehler begeht, zwischen „Fleißigen“ und „Gerinverdienern“ einen Gegensatz aufzumachen. Tobias Hans ist zwar amtierender Ministerpräsident, wahlkämpft als solcher aber ja zum ersten Mal, weil er einst Annegret Kramp-Karrenbauer beerbte, als die nach Berlin ging, um Generalsekretärin zu werden und dann Parteichefin, um vielleicht Kanzlerkandidatin, aber dann kam Rezo und Friedrich Merz war noch in der freien Wirtschaft und wir bezahlten quasi noch mit D-Mark, so weit weg scheint das alles, aber wo war ich?

Genau. Die Umfragewerte der CDU erscheinen logisch, die der AfD auch (im Westen ist sie nicht so erfolgreich wie im Osten, im Saarland tritt die Partei ohne Landesliste an, weil sie dort intern dermaßen streitet, dass sie das nicht geregelt bekommen hat; hinzu kommt aktuell die Entscheidung des Kölner Gerichts, dass die AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall vom Verfassungsschutz beobachtet werden darf, und ob sie Putin jetzt wirklich gut findet oder nicht, ist auch noch nicht ganz raus). Die Linke ist sich da auch nicht so ganz sicher, hat es so gerade eben in den Bundestag geschafft, kommt seitdem aber irgendwie auch nicht richtig klar, und nun ist auch noch Übervater, Saarland-Ikone Oskar Lafontaine aus der Partei ausgetreten, bevor die ihn rausgeschmissen konnte. „Balagan!“, sagte die Studio-Assistentin in Tel Aviv jedes Mal, wenn sie meinen Schreibtisch sah. Das würde sie angesichts dieser Gemengelage auch sagen, aber mit weniger Sympathie und Verständnis im Blick. Hoffe ich.

Dann wäre da noch die FDP, die hatte bei den letzten Landtagswahlen im Saarland 3,3 Prozent, die Grünen hatten 4. Beide ampeln inzwischen im Bund miteinander und der SPD. Es ist Corona, es ist Krieg, es ist absoluter Ausnahmezustand, es ist nicht die Zeit für kleine Parteien. Es ist wohl Zeit für die SPD und, dahinter, die CDU.

Es ist, wieder mal, auch die Zeit für Rechenspiele.

Mit der AfD will ja weiterhin keiner – jetzt erst recht nicht, Verfassungsschutzbeobachtung gilt ja nur in äußerst verachtenswerten Kreisen als Prädikat. GroKo ginge also, SPD-geführt. Ampel, mit 50%. Minderheitsregierung. Will man das alles? Anscheinend wollen die Leute das, die Zahlen sind, wie sie sind. Jetzt nicht aufregen, Demokratie ist super – aber diese Zahlen machen mich nicht froh. Diese großen Blöcke – das hatten wir so lange im Bund. Niemand war glücklich, vor allem Union und SPD nicht. Jetzt haben wir Ampel, und die Themen Infektionsschutzgesetz und Impfpflicht transportieren jetzt auch nicht mehr so wirklich überzeugend die Euphorie des Aufbruchsgefühls, das diese Koalition versprühen wollte. Die total neu ist und doch mitsamt ihren Schwerpunkten schon komplett überrollt wurde von der Realität.

Vorvergangene Woche berichtete eine US-Korrespondentin des Deutschlandfunks von Bidens Rede zur Lage der Nation. Da fielen schon Bomben auf die und starben schon Menschen in der Ukraine. Und die Journalistin betonte die Einigkeit unter Demokraten und Republikanern in ihrem Entsetzen ob Putins Angriffskrieg. Und schob hinterher: Das sei die absolute Ausnahme. Die Zeiten, in denen die Nation spätestens in Kriegszeiten geeint sei, seien lange vorbei. Unter den Republikanern gebe es außerdem durchaus Putin-Verteidiger.

Davon erzählte ich einer Freundin am Telefon, als ich durch den Supermarkt hastete. Einkaufen und politische Analyse gleichzeitig – dafür, so die Einsicht, bin ich inzwischen wohl zu alt: „PUTIN-Freunde? DIE DEMOKRATEN?!“, fragte meine Freundin verstört. Ich hatte mich versprochen. Und beruhigte sie. Ihre Antwort: „Ach, in ein paar Jahren wird uns nicht mal mehr das wundern. Alles ist möglich.“

Alles ist möglich. Fast alles. Auch das, was vielleicht nicht gut wird. Auch im Saarland. Mh.