17. April 2022
Ein guter Tag ist das heute, “gut“ im Sinne von entspannt sinnierend resümieren, dass er gut war. Nicht laut, nicht triumphierend, nicht selbstzufrieden, weil man an diesem Tag geglänzt hat oder weil etwas Spektakuläres passiert ist. Sondern gerade weil genau all das nicht der Fall war. Weil man sogar aktiv dafür gesorgt hat, dass all das keine Rolle spielt.
Bestes Indiz für gute Tage? Das gute Müde. Abends auf dem Sofa liegen, so wie jetzt, die Wangen noch warm vom vielen Draußensein. Den Kopf schön befreit vom Schwierigen, Verknoteten, Knarrzenden. Weil man alles erledigt hat, was auf der to do-Liste stand. Und da standen nur gute Dinge, die man sich vorher überlegt hat, zu tun. Manchmal reicht schon: „Rausgehen und dann gucken wir weiter.“ Hauptsache, und Achtung, jett folgt die goldene Regel für Tage, die mit dem guten Müde enden sollen: Hauptsache, man tut möglichst nichts, was von außen an einen rangetragen wurde. Von der Gesellschaft, vom Universum, vom äußeren Schweinehund halt. Arbeit. Zahnarzt. Überweisungen. Haushalt. Schwierige Gespräche. Banale Gespräche; nicht, weil alles gesagt ist und man einfach nur ein bisschen rumlabert, sondern weil man sich eigentlich nichts zu sagen hat, aber Ahnung von höflichem Benehmen, also banalster Small Talk.
Das gute Müde tritt dann ein, wenn der Kopfinhalt einmal komplett ausgetauscht worden ist. Der Muff raus, das Frische rein. Mein gutes Müde ist heute die Folge von: vollgepumpt mit Grün weil Frühling, mit lecker, weil Bratwurst im Brot auf ner Parkbank, mit schön, weil Sonne, kein Anruf aus dem Büro, alle gut gelaunt und die perfekte Musik im Kopf gehabt den ganzen Tag. Die lange nicht mehr da war und heute so gut passte und sich deshalb wohl dachte: „Sollte mich mal wieder melden bei der Nicole. Parameter stimmen alle. Könnte sie freuen.“ Hat se.
Leben im Schritttempo. Nicht, weil man muss, sondern weil man kann. Und weil man es muss. Wahrscheinlich öfter, als wir glauben. Und können. Und dürfen.