13. März 2022

13. März 2022

Ich habe heute leider kein Foto für Sie. Auch keinen Tweet. Alles, was ich an diesem Sonntag gesehen habe, war zu anstrengend, quasi jeder gegen jeden. Ukraine, Corona (ist ja auch noch da), Spritpreis. Waren die sozialen Netzwerke bisher, sagen wir mal: anstrengend, dann sind sie jetzt gerade SEHR ANSTRENGEND. Kann aber auch an mir liegen.

Zur Ukraine: Es ist weiter eine Katastrophe. Das wird es auch immer bleiben, selbst wenn alles vorbei ist. Ist es aber nicht. Es ist also, präziser formuliert, eine ongoing Katastrophe.

Den ehrlichsten Kommentar zu jemandes Gefühlslage dazu habe ich heute bei YouTube entdeckt.

Diese Aussage, womöglich sarkastisch gemeint, vielleicht aber auch nicht, das finde ich aber auch egal, denn sowohl Sarkasmus als auch keinen – ich kann das nachvollziehen. Interessant ist vor allem der Kontext: Der Kommentar steht unter einem Video, in dem eine Kollegin und ich erklären, was die Beobachtung der AfD durch den Bundesverfassungsschutz bedeutet. Gegen Putin und seinen Angriffskrieg wirkt die AfD schon fast entspannend. So weit ist es gekommen.

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Zu Corona: ach, ach, ach. Hier hat’s diese Woche zweimal sehr laut wegen Corona gekracht. Eine Freundschaft ist zerbrochen. Die erste in dieser Pandemie. Ein guter Schnitt, oder? Und, a propos Schnitt, ein notwendiger. Aber Schnitte sind selten schön. Bis auf Kurzhaarschnitte. (Sarkasmus.)

Spritpreise. Hach ja. Ich habe da keine abschließende Meinung zu und kämpfe sehr darum, die auch zu behalten. Zum einen komme ich aus einer nicht allzu großen Stadt, die aber zu meinen Zeiten dort schon 80.000 Einwohner hatte. Dorf geht anders. Ohne Auto ging da aber nichts. Gütersloh hat bis heute keine Disco, wie meine Generation Clubs noch zu nennen pflegte. Zum Beispiel. Und der ÖPNV besteht da aus Bussen. Das war’s. In Gütersloh zählt man die Tage bis zum 18. Und um Gütersloh herum liegen viele kleine Dörfer. Die sind wunderschön. Aber arbeiten kann man da oft nicht. Das tut man bei Bertelsmann. Oder Miele. Oder, ja, auch das gehört zur Wahrheit: Tönnies. Da muss man hin. Nicht selten arbeiten Leute dort Schicht. Deshalb verwundert mich die sehr plumpe Argumentation, auf dem platten Land bräuchte man aber auf jeden Fall ein Auto. So weit muss man gar nicht gehen. Bzw. fahren. Dass Leute dort auch über ihren Kontostand nachdenken und nicht nur über das Leid der Ukrainer, ist logisch.

Zum anderen aber lebe ich ja inzwischen in der, nein: der Großstadt. Und da wirklich mittendrin. Quasi vor meinem Haus halten ein Bus und eine Tram. Beide brauchen ca. 5 Minuten bis zum Alexanderplatz. Da fährt alles ab. Bis zur Arbeit brauche ich 15 Minuten mit meinem schönen Rad. Ich besitze die wärmste Winterjacke des Universums. Für Schal-Mütze-Handschuhe hat’s auch noch gereicht. Und ich besitze ein Auto. Das war fast immer schon so, ich stamme aus einer Familie von Autoverkäufern und Autoteilegroßhändlern. Bei uns am Tisch wurde permanent über Hubraum, Tieferlegungssätze und Fahrzeugtypen gesprochen. Zum 18. gab es ein Auto. Das war völlig klar. Um Bücher für die Uni musste ich ein bisschen kämpfen. Nicht aber für ein eigenes Auto. Ich habe mal eins kaputtgefahren, ein blöder Auffahrunfall, Achse verzogen. Da wohnte ich schon in Berlin. Als ich meinem Vater sagte, dass ich kein neues haben möchte, weil ich es hier nicht brauche, antwortet der sehr impulsiv: „Du hast wohl den Ar*** auf.“ Man muss wissen: Mein Vater spricht so nicht. Nie. Wir Kinder sind da sehr streng erzogen worden.

Nach dem Unfall besaß ich aber trotzdem tatsächlich ein paar Jahre lang kein eigenes Auto, irgendwann kaufte ich dann einer Freundin meiner Mutter ihren Gebrauchten ab, ich hatte mich in jemanden Hunderte Kilometer von Berliner aus verliebt und bin gern spontan. Der Mann zog mir nach, mein Auto stand so viel herum, dass es deswegen ab und zu in die Werkstatt musste. Das aktuelle ist so riesig, dass ich es oft verleihen kann. Da passiert das nicht. Nun begab es sich aber, dass es neulich keinen Mucks mehr machte. In einer Zeit, in der viel zu tun war. Und Winter. Ich erwähnte ja oben bereits mein professionelles Equipment – ich fuhr Rad und fror nicht mal. Es gab keine Probleme. Brauchte ich in den 7 Wochen doch mal ein Auto – exakt ein Mal -, hatte ich in der direkten Nachbarschaft stets die Auswahl zwischen zirka 15 Carsharing-Autos. Die alle leiser, aufgeräumter und handlicher waren als meins.

Was soll ich sagen? Das Auto ist wieder heile. Und ich benutze es wieder. Bescheuert, aber wahr. Da ich mich da jetzt durchschaut habe, will ich es verkaufen. Das wird jetzt allerdings schwierig: die Spritpreise.