22. April 2022

22. April 2022

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Anfang dieser Woche habe ich einem Menschen mitgeteilt, mich umentschieden zu haben. Es gab gemeinsame Pläne, es gab Absprachen, es gab Euphorie. Es gab aber auch meinen Bauch. Und mein Bauch sagte mir: „Das wird für dich persönlich schiefgehen, das passt nicht für dich, du wirst nicht zufrieden sein.“ Also trat ich auf die Bremse und sagte dem anderen Menschen, dass ich den Plan so nicht weiter verfolgen wolle. Im weiteren Verlauf dieser Woche hat sich mein Bauchgefühl in mehrlei Hinsicht bestätigt. Was die Geschichte zu einer guten macht: Nichts ist schlimmer, als eine Entscheidung zu bereuen.

Irgendwann diese Woche erzählte ich Freundin J. davon. J. teilte meine Einschätzungen, hatte auch vorher schon mal das ein oder andere skeptische Argument vorgetragen, sagte aber auch: „Es wäre mir echt schwer gefallen, jemanden so zu enttäuschen.“

Über diesen Satz habe ich seitdem viel nachgedacht. J. hat mir in den langen Jahren unserer Freundschaft schon ein paar Mal gesagt, sie hätte manchmal gern mein Gesicht. Mein Gesicht, sagt J., setze Grenzen. Ich könne mit meinem Gesicht sehr deutlich machen, wann gut ist und wann Schluss mit lustig ist. J. kann das nicht so gut. Ich wiederum frage J. manchmal im Spaß, wenn jemand sich ihr gegenüber doof verhalten hat, ob sie dieser Person jetzt noch Blumen schickt. Um der Person das schlechte Gewissen ein wenig zu erleichtern. (Ich sage aber auch zu J., dass ich sie um ihre Mischung aus Großherzigkeit und analytischer Schärfe beneide, und sie dämpft mich regelmäßig in die akut notwendige Richtung. Es ist also nicht so, dass sie mir ständig erzählt, wie super ich bin und ich mich im Gegenzug über sie lustig mache. Es ist eine alte Freundschaft zwischen zwei Frauen, die die jeweils andere und sich selbst sehr gut kennen und schätzen, mit Stärken und Schwächen.)

Zurück zu J.s Aussage, sie hätte den Schritt wahrscheinlich nicht getan, weil sie andere so ungern enttäuscht. Darin ist kein Vorwurf versteckt. Es handelt sich um eine nüchterne Feststellung. Die in mir arbeitete. Zumal Freund C., dem ich die Geschichte ebenfalls erzählte, eines seiner klugen Mantras hinzufügte: „Wir lernen, Liebesbeziehungen zu beenden. Aber wie man sich aus anderen unguten Verbindungen löst, das bringt uns kein Mensch bei.“

Nun frohlocke ich nicht, wenn ich anderen sagen muss, dass ich raus bin aus einer Planung. Aber am Ende ist es ja ganz einfach: Hätte ich jetzt weiter an etwas mitgearbeitet, das sich für mich zunehmend ungut anfühlte, hätte ich ja auch einen Menschen enttäuscht: mich.