17. Mai 2022
Lustig sehen wir aus, oder? Und gut gelaunt auch. Beides trifft auch zu. Ich war aus, essen, mit Freunden, unter anderem dem da oben. Und wissen Sie was? Ich wollte erst schreiben: „Heute hab ich gar nicht viel zu berichten“ (nachdem ich gestern schon nichts geschrieben habe, weil um 21 Uhr eingeschlafen bin wie so ein Baby oder wie eine Seniorin, you name it, um 5 war ich heute früh wach, passt auch auf beides, nur dass ich durchgeschlafen hab, egal, ich verliere mich hier in thematischen Schnörkeln), „denn ich war nur aus und hatte auch sonst einen unspektakulären Tag.“
„Nur.“
Heute Morgen musste ich beruflich in den Bundestag, zu einem alldienstäglichen Pressetermin einer Fraktion. Wegen Regens nahm ich die Bahn, musste ein Stück des Weges laufen – und fühlte mich qua Masse fast schon regelrecht angebrüllt von Plakaten. Für Konzerte. Musik. Kultur. Ich interessiere mich nicht sehr für Konzerte. Wenn ich Musik höre, will ich tanzen und nicht dabei zugucken und -hören, wie Leute Lieder, die ich von ihren Alben kenne, plötzlich anders spielen und singen. Ich bin da Banausin, ich bin da einfach gestrickt.
Plötzlich sind da überall Konzerte
Wenn ich das richtig überblicke, gibt es drei Möglichkeiten dafür, dass selbst ich die vielen Konzertankündigungen sehe:
1. Es fällt mir jetzt einfach viel mehr auf, weil es das wegen Corona so lange nicht mehr gab, schon gar nicht in dieser Fülle. 2. Es gibt einfach mehr Konzerte wegen Nachholbedarfs. 3. Es gibt jetzt mehr Konzerte, weil man so viel wie möglich aus Sorge vor der nächsten Welle ab Herbst in den Frühling und den Sommer stopft. (A propos Frühling: Gibts den überhaupt noch? Für morgen sind 26, für Donnerstag 29 und für Freitag 27 Grad angesagt. Dieser Tweet bildet meine Einstellung dazu perfekt ab:)
„Wenn immer so ein Wetter wäre, wäre Einiges einfacher“, sagte ich vorhin auf dem Nachhauseweg aus dem Restaurant zu Freund C. Wir fahren durch die Alte Schönhauser Allee. Leute sitzen draußen, essen, trinken, gesellen so herum. „Nur.“
Sogar C. findet’s schön
„Ach, Nicole“, seufzte es auf dem Klapprad neben mir, unter einem weißen Fahrradhelm. C. hat eine GoPro drauf geschraubt, damit die aggressiven Berliner Autofahrer ihn in Frieden lassen. Er sieht damit aus wie ein als UN-Blauhelm verkleidetes Mitglied der Ameisenarmee aus „Biene Maja“. Ihm ist das völlig egal; auch, dass ich ihm das immer wieder sage. Er ist und bleibt ein Nerd. „Du weißt doch, ich bin nicht so ’ne Frohnatur wie du“, sagt er. „Ich kann das nicht uneingeschränkt teilen.“
Und doch war er es, der beim Rausgehen aus dem Restaurant in einem sehr unbedachten Moment in überraschtem Singsang sagte: „Das war schön! Das hatte ich vergessen, wie schön das ist. Ich hab das so lange nicht mehr gemacht!“
„Nur.“