1. April 2022

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Donnerwetter! Was für ein Tag! Erst gestern Habeck bei Lanz. Und dann heute Laschet über Habeck bei Lanz:

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Und was soll ich sagen? Es herrscht Freude, Begeisterung, Respekt für Laschet. Die allgemeine Glückseligkeit ist immens darüber, dass ein CDU-Mann (zudem einer, der gescheitert ist als Kanzlerkandidat, also einer, der gerne das Heft in der Hand gehabt hätte) einen Grünen lobt. Für den neuen Kurs, für einen neuen Stil, für den derjenige steht. Und den Laschet ja mit seinem Tweet ebenso pflegt.

“Ist das jetzt der neue Stil?“, fragte mich letzte Woche eine Freundin, als wir über ein Habeck-Video sprachen. Produziert hat es sein Ministerium. Dieses Video soll also genau so sein, wie es veröfgentlicht wurde. Es ist kein Produkt hartnäckiger journalistischer Arbeit, gepaart mit Reporterglück. Es sind Bilder, die sehr gezielt ein Bild transportieren sollen. Die Perfektion des Fehlbaren.

In diesem Video geht es um Habecks Reise zu den Kataris. Darin spricht er offen über seine Bedenken, seine Zerrissenheit. Und damit etwas, von dem ja stets die Meinung vorherrscht, so etwas wäre so zirka das Allerletzte, was Politiker artikulieren sollten. Äußern politisch Handelnde Zweifel, sind sie quasi die Flugbegleiter, die sich anschnallen: Dann ist es ernst, weiß der Passagier bzw. Wähler. Dann kann man sich nur noch auf Glück verlassen. Habeck aber schätzt die Leute und damit seine Rolle anders ein. Alle sind schon groß, alle sind schlau. Und alle wollen verstehen. Weil sie sich sonst nicht gesehen und auch nicht ernstgenommen fühlen.

Tja, ist das jetzt der neue Stil? Noch viel zu früh, das zu sagen. Wenn er sich durchsetzt, wenn er kein Alleinstellungsmerkmal Habecks bleibt oder von Teilen der neuen Regierung, die ja auch eine neue politische Kultur versprochen hat – ja, vielleicht ist er das dann. Dann wäre sehr viel anders. Die Algorithmen unseres Alltags wären verändert. Wir wären verändert. Und die, die nicht verändert wären, würden auf uns sehr fremd wirken. Wie würden wir dann eigentlich unser Befremden artikulieren, kanalisieren, reflektieren?

Ein bisschen hoffnungsfroh mag auch Skeptiker stimmen, dass dieser neue Stil ja in einer Krise wenn zwar nicht entsteht (Habeck ist ja einfach konsequent Habeck, nur wird er neuerdings dafür neben nicht nur von den Seinen gefeiert), dann aber zumindest in ihr gerade verstärkt wird, an Zulauf gewinnt. Ein unberechenbarer Kriegstreiber, sehr deutlich zutage tretende Unterschiede zwischen den Ampelparteien (Tankrabatt), drohende Rezession, Unwägbarkeiten wie ein möglicher Gaslieferstopp durch Russland – und trotzdem bisher kein Hauen und Stechen. Ja, auch die Opposition (die Teile, die sich zivilisiert präsentieren wollen zumindest), weiß: Jetzt ist nicht die Zeit, um draufzuhauen. In Kriegszeiten gehört sich das nicht.

Aber vielleicht, ganz vielleicht, sind die Zeiten des Draufhauens ja irgendwann ganz vorbei. Vielleicht läutet die Zeitenwende, die beginnt mit der Ankündigung einer möglichen Aufrüstung der Bundeswehr, das rhetorische Abrüsten ein. Das wird man ja wohl noch hoffen dürfen.