31. Mai 2022
Wer schreibt, bleibt. Die AfD weiß das nur zu gut. Die inzwischen vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall beobachtete Partei war sehr viel früher als die anderen Bundestagsparteien in der Lage, die Algorithmen und die durch sie ausgelösten Mechanismen in den sozialen Netzwerken für sich zu nutzen. Rechte Parteien und Social Media harmonieren in der Regel recht gut miteinander.
Zitatkacheln sind in diesem Verhältnis ein beliebtes Mittel der Wahl. Kein Wunder: Sie sind prägnant, schnell erstellt, bleiben bei den Nutzern hängen und verschaffen Profil. Kay Gottschalk zum Beispiel wirkt ja nun, nehmen wir nur mal das oben verwendete Motiv, wie jemand, der so fest auf dem Boden der Tatsachen steht und so weit entfernt von rassistischem Gedankengut, dass es ihn lediglich zwei Sätze kostet, um sich zu distanzieren. Glasklar, knallhart, keine Umschweife, da gibt es nichts zu deuteln. Von Christian Lüth distanziert sich Gottschalk da oben. Den die AfD 2020 als Sprecher ihrer Bundestagsfraktion rausgeschmissen hat. Auf Lüth nämlich gehen Zitate zurück wie das, er sei „arischer Abstammung“ und für die Vergasung von Migranten.
Auf Kacheln war das nicht nachzulesen, außerdem will Kay Gottschalk in drei Wochen auf dem Parteitag in Riesa in den Bundesvorstand seiner AfD gewählt werden, Lüth hatte ihm wohl versprochen, ihm eine Mehrheit dafür zu organisieren – also dachte sich Gottschalk: „Was kümmert mich mein Zitat von neulich, ich stelle den Lüth ein.“ Distanz völlig neu definiert.
Da stellten sich aber einige in der Fraktion quer, nun wird Lüth wieder rausgeschmissen (noch bevor er angefangen hat). Der bleibt also schon mal nicht, zumindest fürs Erste. Könnte gut sein, dass Gottschalk auch bleibt – Nicht-Mitglied des Bundesvorstands. Was aber bleibt: die Zitatkachel. Inklusive Kommafehler.