4. März 2022
Eine Sommernacht in Berlin. Ich sitze draußen auf meinem Balkon, ein Glas Weißwein in der Hand, die nackten Füße auf dem Geländer. Es ist still, die meisten schlafen schon – da trottet plötzlich unten ein Fuchs über die Straße, Richtung Park. Ganz selbstverständlich. Als käme er aus dem Büro und wäre jetzt auf dem Heimweg, wie an jedem Werktag. Natürlich um diese späte Zeit, ohne gefährliche Autos, ohne störende Menschen.
Neben mir sitzt ein Freund, aufmerksam betrachten wir das Tier. Aufmerksam, aber nicht staunend. Füchse in der Stadt sind hier keine Seltenheit. Wir sind beide leise, um den Feierabend-Fuchs nicht zu stören. Da hören wir es: Ein Käuzchen ruft. Diese Szene ist so idyllisch; eine warme Schwarzwaldklinik-Kitsch-Glücksgefühlsblase steigt in mir auf. Schnell platzt sie, denn aus dem Mann neben mit platzt heraus: „Sach ma, sind wir hier in Mitte oder aufm Land?“
Tatsächlich machen die Käuzchen uns hier ein bisschen zur Provinz, denn sie sind in meinem Kiez jedes Frühjahr großes Thema. Ich hörte Leute im Wartezimmer meiner Hausärztin darüber reden, sich im im Späti (so heißen hier die Kioske) nebenan drüber freuen, einander davon beim Weinhändler um die Ecke erzählen. Wir lieben die Käuze. Wie auch nicht?! Ein Kauz in Hörweite ist zirka so beruhigend wie das Wissen um das stets gütige Gemüt und fundierte medizinische Fachwissen des Professor Brinkmann. Hören Sie selbst:
„Meine Idee für meinen Blogeintrag heute: schöne Meldungen. Gut oder völliger Irrsinn?“, habe ich einer Freundin geschrieben. Einerseits, andererseits. Ich hab mich, offensichtlich, für andererseits entschieden. Heute also: Schönes. Alles außer Krieg. Zum Aufladen. So wie das Käuzchen. Oder so wie das hier.
Ich bin kein Basketballfan und werde das auch wohl nicht mehr werden, aber das ist auch gar nicht nötig, um die sechsteilige Netflix-Doku „The Last Dance“ bingen zu wollen. Ich präsentierte sie neulich einer befreundeten Handball-affinen Familie, ignorierte stoisch die Bemerkungen meiner Freundin, guckte das Meisterwerk mit ihrem 12-jährigen Sohn, reiste wieder ab – und erfuhr anschließend, dass ALLE sie danach angeschaut hatten.
Zum Schluss noch dies. Es geht nicht ganz ohne Andeutung. Es ist zu einschneidend.